Meditatives Tanzen und Bewegungstraining

  • addMeditatives Tanzen - seit über 20 Jahren

    Seit 1999 trifft sich eine Gruppe von Menschen am Donnerstagabend zum meditativen Tanz in der Johanneskiriche. Aus dem Anlass des 10jährigen Jubiläums besuche ich die Leiterin, Frau Erika Hüfler.

    Nein, sagt die in Mühlheim aufgewachsene Tanz-Anleiterin, an der Wiege habe ihr niemand gesungen, dass sie einmal diesen Weg gehen würde. Dazu bedurfte es einer „Initialzündung“ für die hoch aufgewachsene Frau, die sich früher selbst als eher steif und unsicher wahrgenommen hatte. Dieses Erlebnis hatte sie lange vor 1999 im Rahmen der evang. Frauenarbeit in unserem Kirchenbezirk. Damals führte Frau Krüger aus Böblingen Mitarbeiterinnen der Frauenkreise ein, Tanz und Bewegung als Ausdrucksmittel des Glaubens zu entdecken. Diese ganzheitliche Form des Glaubensausdrucks erlebte Erika Hüfler spontan als Befreiung und tiefe Bereicherung. „Das ist meins“, sagt sie, das war ihr von Stund an innere Gewissheit.

    Konsequenterweise absolvierte sie eine dreijährige Fortbildung bei Friedel Kloke-Eibel in „sacred dance“ und „Meditation des Tanzes“, deren Kosten sie aus eigener Tasche bezahlte. Während dieser Phase erhält sie den Impuls, eine eigene Tanzgruppe zu gründen. Ermutigt durch Pfarrerin Schießwohl, Christine Jäckle, Sonja Prüssner und Isolde Ihlein werden Schritte unternommen; als der KGR zustimmt, beginnen im Oktober 1999 die vierzehntägigen Treffen.

    Da keine Gebühren erhoben werden durften und die Arbeit ehrenamtlich sein sollte, gibt es bis heute ein freiwilliges Kässle. Was von den Teilnehmenden gegeben wird, geht komplett als Spende an benachteiligte Frauen im In- und Ausland, z.B. an das FIZ (Fraueninformationszentrum) in Stuttgart.

    Die Abende sind gut vorbereitet und folgen einem Thema: Nach einem Eingangstanz wird ein religiöser Text vorgelesen und gehört. Danach folgt ein kraftvoller Tanz, der hilft abzulegen, was vom Tage auf einem lastet. Dann werden Wege des Glaubens in spirituellen Tänzen begangen. „Auf dem Weg nach Ostern“ ist der Name eines Themas, oder ganz einfach „Halleluja“. Sich nach Gott auszustrecken, aufzunehmen, was Gott schenkt, das gelinge in ganz anderer Tiefe, wenn der ganze Mensch beteiligt ist, so Hüfler. Darum führe der Weg vom „Schritte machen zum Tanzen“, d.h. die Fußlastigkeit des Tanzes wird überwunden hin zu einem Geschehen, das von dem Fuß bis in die Fingerspitzen reicht.

    Zu ruhiger Musik, die übrigens aus ganz verschiedenen Stilrichtungen kommen kann, wird eine Gebärdenmeditation ausgeführt, die zu einer sehr konzentrierten Ruhe und Stille führe. Auch verschiedene Folkloretänze und Reigen gehören zum Repertoire.

    Erquickung, Erfrischung, eine Neubelebung an Leib, Seele und Geist sei weithin die Erfahrung, die bei dieser Art des Tanzes gemacht werde. Weiter werde die Unabhängigkeit von einem Tanzpartner geschätzt, wobei das Gemeinschaftserlebnis der Tanzenden durchaus stark und tröstlich sei.

    In protestantischer Tradition eher unbesetzt gibt es doch für Tanz als Ausdruck des Glaubens viele biblische Beispiele. Und in anderen Kulturen wird wie selbstverständlich im Gottesdienst getanzt.